Heldenstory: Mit Pfand was Gutes tun

Heldenstory: Mit Pfand was Gutes tun

Zwischen acht und 25 Cent Pfand gibt es für eine Flasche oder Dose. Da so ein Mini-Betrag in unserem Portmonnaie oft keinen großen Unterschied macht, landen leider sehr viele Flaschen im Müll. Stattdessen sollten sie lieber in die Box des Projekts „Spende Dein Pfand – Jugend bewegt“ geworfen werden. Über diesen Weg wird das Pfand nämlich zur Spende – und kann somit tatsächlich einen großen Unterschied machen. „Ohne Think Big gäbe es uns nicht“, betont Shahwan, der das Projekt mit Hilfe der Think Big Basic und Upgrade Förderunginitiiert hat.

 Die Pfandtonnen im Einsatz an einer Schule

Die Pfandtonnen im Einsatz an einer Schule

Sie sind groß, weiß und stehen an Schulen, Jugendzentren, Bürgerbüros oder anderen öffentlichen aber geschlossenen Orten: Die Tonnen des Projekts „Spende Dein Pfand – Jugend bewegt“. Wer an ihnen vorbei läuft, kann durch das Hineinwerfen seiner Pfandflasche ganz einfach Gutes bewirken. Am Ende des Monats werden die gesammelten Dosen und Flaschen gegen das Pfandgeld eingetauscht und der Betrag wird auf das Konto des Projekts überwiesen. Das gesammelte Geld kommt dann einem gemeinnützigen Projekt zugute. „Pro Schule kommen wir etwa auf einen Betrag von 30 bis 70 Euro im Monat“, erklärt Projektleiter Shahwan. Klingt eigentlich nach einer simplen Idee, die einfach umzusetzen ist. Allerdings steckt ein enorm großer organisatorischer Aufwand dahinter.

Koordination ist alles

Die recyclebaren Sammeltonnen  stehen mittlerweile an Orten in ganz Deutschland. Geliefert werden sie allerdings von einer Firma aus London. Doch wie kommen sie von dort zu einer Schule? Und wer kümmert sich um das Pfandgeld? Dafür hat sich Shahwan eine geschickte Lösung einfallen lassen: Zu seinem Team gehören mittlerweile sechs Bundeskoordinatoren. Sie sind für ein Bundesland zuständig und haben sich zusätzlich ein Team mit Stadtkoordinatoren zusammengestellt. Direkt vor Ort können sie sich um sämtliche organisatorische Angelegenheiten rund um die Tonnen und das Pfand kümmern und müssen keine weiten Wege fahren. Sobald eine Schule oder andere Einrichtung sich am Projekt beteiligen möchte, werden neue Stadtkoordinatoren angeworben – mitmachen kann jeder.

 Shahwan (2. v. links) hatte die Idee

Shahwan (2. v. links) hatte die Idee

Dezentrales Teamwork

Zum Projektteam von „Spende Dein Pfand – Jugend bewegt“ gehören aktuell 23 Mitglieder – ausgenommen der Stadtkoordinatoren. Die meisten von ihnen sind Schüler oder Studenten und jeder kann seine Stärken in Bereichen wie Finanzen oder Marketing einbringen. Das Besondere: Persönlich getroffen haben sie sich als komplettes Team noch nie. Zur Organisation nutzen sie digitale Projektmanagement-Tools und jeden zweiten Sonntag treffen sie sich zu einer Besprechung – via Skype. Shahwan sieht darin nur Vorteile: „Richtige Treffen kosten Geld und Zeit. Durch die digitalen Möglichkeiten können wir viel produktiver sein.“

Von der Schulaktion zum Verein – dank Think Big

Die Idee zum Pfand-Projekt kam Initiator Shahwan eher zufällig: Im August 2014 besuchte er als Nachhilfelehrer eine Hauptschule für Migranten. Die Schüler hatten dort einen Wäschekorb platziert in dem sie Pfandflaschen sammelten, die gespendet wurden. Eine Idee, die Shahwan so überzeugte, dass er als Schulsprecher eine ähnliche Aktion an seiner eigenen Schule in Köln auf die Beine stellte. In einer Umfrage wurde bestätigt, dass seine Idee super ankommt. Schnell war klar: Das Projekt soll wachsen und groß werden. Da der Einwanderer aus dem Irak neben des Gymnasiums noch die Junior Management School besuchte, war er in der Lage einen ausgereiften Businessplan zu entwickeln und sich durch sein Netzwerk ein produktives Team zusammenzustellen.

 Finn auf dem Think Big Workshop

Finn auf dem Think Big Workshop

Zu einem richtigen Projekt wurde „Spende Dein Pfand – Jugend bewegt“ jedoch erst 2016 mit dem Eintritt in das Think Big Förderprogramm. Mit der ersten finanziellen Unterstützung konnte man Flyer produzieren, eine Homepage erstellen und erste Tonnen bestellen. Aber nicht nur das Geld hat den Projektmachern geholfen. „Auch die Tatsache, dass wir jetzt ein richtiges Projekt haben, motivierte weiterzumachen“, so der Projektmacher. Der Aufstieg in die Upgrade Förderung war für die Pfandsammler somit nur eine Frage der Zeit. Vor allem vom Kick-Off Workshop der zweiten Förderstufe, zeigte sich Shahwan begeistert: „Gemeinsam seinen Idealen und der Vision, ein bisschen die Welt zu verändern, zu folgen, ist das Beste was es gibt“. Die 1.000 Euro der Upgrade Förderung nutzten die Projektmacher auch, um die Kosten für eine Vereinsgründung zu stemmen. Dieser Schritt steht jetzt unmittelbar bevor.

Von Jugendlichen für Jugendliche

Durch den Erfolg des Projekts ist man mittlerweile an sehr vielen Schulen oder anderen Einrichtungen vertreten. So kommen monatlich große Summen an Spendengeldern zusammen. Bis vor Kurzem gingen sie noch an bereits existierende Hilfsprojekte, wie beispielsweise an die Erdbebenopfer in Italien. Die Projektmacher wollen jedoch selbst aktiv werden und eigene Kampagnen mit dem gesammelten Geld umsetzen. Aktuell sind daher Kampagnen aus vier verschiedenen Bereichen in Planung, mit denen jungen Menschen geholfen werden kann:

  • Bildung: Zehn jesidische Mädchen aus dem Nordirak sollen ein Stipendium erhalten.
  • Humanitäre Hilfe: Es sollen Patenschaften für Mädchen entstehen, die von der weiblichen Genitalverstümmelung betroffen sind.
  • Umwelt: Kostenlose Vorträge sollen Schüler über aktuelle Themen aufklären und das Interesse für Umweltschutz stärken.
  • Jugendengagement: Hier wird aktuell noch nach einem passenden Thema gesucht. Eine Kooperation mit Think Big ist jedoch angedacht.

Viele Pläne für die Zukunft

Die vier Kampagnen sollen noch in diesem Jahr realisiert werden. Daher ist es wichtig, die Pfandtonnen noch weiter zu verbreiten: Bis Ende 2017 möchte man mindestens 24 neue Partner hinzugewinnen. „Ziel ist es, eine bundesweite Initiative zu werden, die es jedem Bürger ermöglicht, ganz einfach etwas Gutes zu tun“, so Shahwan. Und auch langfristig hat er mit seinem Team eine ambitionierte Vision: „Unsere Arbeit soll künftig ganz Deutschland zu einem ehrenamtlichen Engagement motivieren.“